Freie Demokraten trauern um Ruth Wagner

- Ehrenvorsitzende der hessischen FDP im Alter von 85 Jahren verstorben
- Ruth Wagner ist Vorbild für alle Liberalen
- Darmstädterin hat die hessische FDP geprägt
Die Freien Demokraten in Hessen trauern um ihre Ehrenvorsitzende Ruth Wagner, die am vergangenen Sonntag im Alter von 85 Jahren verstorben ist.
Thorsten Lieb, Landesvorsitzender der FDP Hessen, würdigt das Leben und Wirken von Ruth Wagner: „Der Tod von Ruth Wagner erfüllt uns mit großer Trauer. Mit ihr verlässt uns eine große Liberale, die sich durch ein herausragendes Maß an Standhaftigkeit auszeichnete – innerparteilich genauso wie in der Öffentlichkeit. Als ‚Institution‘ wurde sie bezeichnet, als ‚Eiserne Lady‘ Hessens, als sie 2008 die allererste Reihe der Politik verließ. Inhaltlich stets klar und mit einer oft entwaffnenden Offenheit geprägt hat sie stets mit klarer Haltung agiert und unermüdlich ihre Überzeugungen geprägt. Die Jahre 2000, als sie den Verbleib in der Koalition mit der CDU durchsetzte, und 2003, als sie nach der absoluten Mehrheit der Mandate für die CDU die Fortsetzung dieser Koalition verhinderte, stehen dafür in ganz besonderem Maße. Sie war damit nicht nur über viele Jahre ein prägendes Gesicht für die hessische FDP, sondern auch ein Vorbild für alle in der Partei. Ruth Wagner hat sich mit großem Engagement und einer Entschlossenheit, die ihresgleichen sucht, für die liberale Idee eingesetzt. Besonders für die Themen Bildung, Wissenschaft und Kultur hat sie sich die Erfinderin des Hochschulpaktes mit viel Herzblut eingesetzt. Wir Freien Demokraten haben Ruth Wagner viel zu verdanken und werden sie stets in dankbarer Erinnerung behalten. Sie wird uns unendlich fehlen.“
Wiebke Knell, Fraktionsvorsitzende der Freien Demokraten im Hessischen Landtag, erklärt: „Ruth Wagner war eine Vorreiterin. Sie war nicht nur die erste Frau an der Spitze der hessischen FDP, sondern die erste Frau an der Spitze einer hessischen Partei. Meine erste bewusste Begegnung mit ihr war im Februar 2000, auf einem Sonderparteitag in Rotenburg. Dort setzte sie den Verbleib der FDP in der Koalition mit der CDU durch und nahm bewusst das Zerwürfnis mit der Bundes-FDP in Kauf, die angesichts der CDU-Spendenaffäre den Ausstieg aus der Koalition verlangte. Wenn ich an Ruth Wagner denke, denke ich an Haltung und Klarheit. An den Mut, Entscheidungen nicht nach persönlichem Vorteil zu treffen, sondern nach Überzeugung. Sie war eine politische Persönlichkeit, die gestritten hat, wenn sie es für richtig hielt, und die Verantwortung übernommen hat, auch wenn der Preis dafür hoch war. Ruth Wagner stand für mich wie keine andere für Glaubwürdigkeit und Rückgrat.“
Auch Stefan Naas, Fraktionsvorsitzender der Freien Demokraten im Hessischen Landtag, behält Ruth Wagner in besonderer Erinnerung: „Ruth Wagner war eine hessische Löwin, resolut und mit einem klaren Kompass. Sie hat insbesondere in der Kulturpolitik Spuren hinterlassen. Ihr Beitrag zur Aufarbeitung des jüdischen Erbes in Hessen ist ebenfalls unvergessen. Sie hat jüdische Spuren, die über viele Jahrzehnte nicht gewürdigt wurden, sichtbar gemacht und damit zur Aussöhnung beigetragen. Ruth Wagner hat auch die Schulpolitik der hessischen FDP stark beeinflusst. Sie sagte selbst, dass es ihr nur durch gute Bildung gelungen sei, beruflich aufzusteigen. Mit Wagner verlieren wir eine streitbare Liberale. Ihr herzlicher, sehr angenehmer Umgang und ihre vertrauensvolle und den Menschen zugewandte Art werden mir persönlich stets in Erinnerung bleiben. Sie war eine exzellente Lehrerin und eine große Anwältin für die Freiheit.“
Ruth Wagner wurde am 18. Oktober 1940 in Wolfskehlen geboren. Die überzeugte Darmstädterin war seit 1971 Mitglied der FDP und war von der kommunalen bis zur Bundesebene engagiert. So war sie unter anderem von 1977 bis 1990 Kreisvorsitzende in Darmstadt, von 1995 bis 2005 Landesvorsitzende der hessischen Liberalen und von 1988 bis 2008 Mitglied des FDP-Bundesvorstands. Als Abgeordnete des Hessischen Landtags, dessen Vizepräsidentin sie von 1987 bis 1991 und von 2003 bis 2008 war, machte sie sich von Dezember 1978 bis November 1982, von September 1983 bis April 1999 und von April 2003 bis April 2008 für die liberale Idee stark. Zwischen Januar 1994 und April 1999 war Ruth Wagner Fraktionsvorsitzende der FDP im Hessischen Landtag sowie von 1999 bis 2003 stellvertretende Ministerpräsidentin des Landes Hessen und hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst. Ruth Wagner war darüber hinaus vielfach ehrenamtlich engagiert und wurde unter anderem mit dem großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland 2006 und der Wilhelm-Leuschner-Medaille des Landes Hessen 2010 ausgezeichnet.
