Pflege

Zurück zum Kapitel

Auch im Bereich der Pflege möchten wir das Prinzip ambulant vor stationär verstetigen und eine Pflege in den eigenen vier Wänden so lange wie möglich sicherstellen. Wenn eine Pflege zu Hause nicht mehr gewünscht wird oder sinnvoll ist, können private alternative Wohnformen eine Möglichkeit darstellen, um den Umzug ins Pflegeheim zu umgehen. Daher möchten wir die alternativen Wohnformen unterstützen und fördern. Hier sehen wir die Notwendigkeit, zunächst die gesetzlichen Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass die ambulante Versorgung dieser Wohngruppen ohne den derzeitigen bürokratischen Aufwand und die viel zu hohen Anforderungen, die an die Betreiber gestellt werden, ermöglicht werden kann.

Mit dem Grundsatz ambulant vor stationär geht auch die Notwendigkeit einher, die ambulanten Palliativdienste zu verstärken, damit dem Wunsch vieler Menschen Rechnung getragen werden kann, gut betreut und versorgt, ohne Schmerzen zu Hause sterben zu können. Deshalb wollen wir eine flächendeckende Versorgung mit spezialisierten ambulanten Palliativdiensten (SAPV) in vernetzten Teams, um den Menschen und ihren Angehörigen den Abschied vom Leben zu erleichtern.

Ambulante Pflege muss gut organisiert sein, damit sie zum Wohl der zu pflegenden Menschen ohne Reibungsverluste effizient funktioniert. Wir werden deshalb den Aufbau von Versorgungsnetzwerken fördern, so dass die ärztliche, die pflegerische sowie die palliative Betreuung kooperieren und Hand in Hand arbeiten.

Digitalisierung in der Pflege

Um wieder den Menschen in den Mittelpunkt der Pflege zu rücken, setzen wir Freie Demokraten auch auf die Chancen der Digitalisierung. Rund 13 Prozent ihrer Tätigkeit bringen Pflegekräfte für Dokumentation auf – Zeit, die für die Pflege am Bett fehlt. Deshalb wollen wir den Aufwand für Bürokratie und Dokumentation verringern. Pflegerische Prozesse sollten strukturiert, standardisiert, verschlankt und digitalisiert werden. Eine Digitalisierung der verschlankten Prozesse erleichtert die Arbeit der Pflegekräfte, verbessert die Betreuung der Menschen und hilft dem interdisziplinären Austausch. Ebenso ist eine digitale Abrechnung der Pflege notwendig.

Zur Entlastung von Pflegekräften und pflegenden Angehörigen dienen weitere digitale Maßnahmen in Form von Logistiksystemen für Serviceleistungen und zur Anforderung von Funktionsdiagnostiken, der Vernetzung von Medizingeräten, technikgestützten Hebe- und Tragehilfen, Wearables oder das Monitoring von Menschen mit demenzbedingten Weglauftendenzen.

Es ist zu prüfen, inwieweit digitale Elemente in die Pflegeversicherung im Rahmen der wohnumfeldverbessernden Maßnahmen für die Pflege zu Hause (smart home) aufgenommen werden können. Denn diese könnten Kosten sparen und pflegende Angehörige spürbar entlasten.

Die Vermittlung digitaler Kompetenzen muss im Zuge der Reform der Pflegeausbildung Einzug in die Lehrpläne halten und auch Teil der Weiterbildung werden. Neue Berufsbilder wie das des Pflegeinformatikers sind zu entwickeln.

Nach oben

Unterstützung der Pflegekräfte

Pflegefachkräfte leisten eine wertvolle Arbeit, die unsere Anerkennung und Wertschätzung verdient. Dennoch sehen sich Pflegekräfte mit einem schlechten Image konfrontiert. Sie leiden darunter, dass es immer wieder Vorfälle schlecht geführter Heime gibt, die dazu führen, dass die ganze Pflegebranche zu Unrecht unter Generalverdacht gestellt wird.

Wir wollen den Pflegeberuf attraktiver machen. Dazu gehören auch eine angemessene Bezahlung und vor allem bessere Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte. Wir unterstützen entsprechende Sofortmaßnahmen für eine Aus- und Weiterbildungsoffensive, Anreize für eine bessere Rückkehr von Teilzeit in Vollzeit, ein Wiedereinstiegsprogramm für Pflegekräfte, die in andere Berufsfelder abgewandert sind, sowie Weiterqualifizierungsmaßnahmen. Wir brauchen eine flankierende Gesundheitsvorsorge für Pflegekräfte, um den besonderen physischen und psychischen Belastungen entgegenwirken zu können.

Unabdingbar sind verlässliche Dienstpläne, die der Lebenswirklichkeit von Pflegekräften entsprechen und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gewährleisten. Mittelfristig sollte in Pflegeeinrichtungen – ähnlich wie in Schulen – eine mindestens 105-prozentige Quote an Pflegepersonal vorgehalten werden, um eine Verlässlichkeit zu garantieren.

Unsere schnell alternde Gesellschaft benötigt gut ausgebildete und hochspezialisierte Pflegefachkräfte. Darüber hinaus wollen wir familienfreundliche Arbeitszeitmodelle fördern, die Zahl der Kinderbetreuungsplätze erhöhen und die Qualität der Kinderbetreuung steigern, damit Pflegefachkräfte entlastet und unterstützt werden. Es braucht jedoch noch weitere Anstrengungen, um dem Arbeitskräftemangel in der Pflege begegnen zu können. Dazu gehört auch die Akquise von Pflegekräften aus dem Ausland. Ein Baustein dafür bildet das von den Freien Demokraten seit langem geforderte Einwanderungsgesetz. Zu unterstützen sind auch die vielfachen Programme, Geflüchtete in den Pflegeberuf zu bringen.

Nach oben

Geburtshilfe in Hessen sichern, Hebammen stärken

Hebammen sind für Schwangere und gebärende Frauen sowie für die Nachsorge eine unverzichtbare Stütze unserer Gesellschaft. In Hessen herrscht ein Mangel an Hebammen für die Wochenbettbetreuung. Die Freien Demokraten wollen die Hebammenversorgung in Hessen verbessern. Eine flächendeckende Grundversorgung von allen Schwangeren muss gewährleistet werden. Dafür sind insbesondere die Rahmenbedingungen auch für freiberuflich tätige Hebammen zu verbessern, damit Eltern auch weiterhin über die Art und Weise der Geburt frei und selbstbestimmt entscheiden können.

Nach oben

Modellprojekte für Demenzkranke

Für Demenzkranke wollen wir Modellprojekte konzipieren und fördern mit dem Ziel, ihre Eigenständigkeit möglichst lange zu erhalten. Dazu müssen ihre verbliebenen Fähigkeiten weiterhin gefordert und gestärkt werden. Demenzkranke sollten deshalb so weit wie möglich ihren Alltag noch selbst mitgestalten. Aus diesem Grunde wollen wir uns mit Experten beraten, um Modellprojekte zu entwickeln, die eine Alternative zur herkömmlichen Betreuung im Pflegeheim darstellen und eine größere Eigenständigkeit der Erkrankten gewährleisten.

Nach oben