Wild und Wald nachhaltig bewirtschaften

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Forstwirtschaft

Hessen ist das waldreichste Bundesland. Wir Freie Demokraten wollen die Zukunft der nachhaltigen Forstwirtschaft mit ihren vielfältigen Funktionen für Wirtschaft, Ökologie und Naherholung sichern. Der hessische Wald wird bereits seit Jahrhunderten nachhaltig und naturnah bewirtschaftet und leistet damit einen verantwortungsvollen Beitrag zum Gemeinwohl. Deshalb wollen wir im Sinne eines Gemeinwohlausgleichs den Kleinprivatwald und die forstwirtschaftlichen Zusammenschlüsse stärken, um die nachhaltige Bewirtschaftung, die häufig im Nebenerwerb durchgeführt wird, zu unterstützen.

Die Landesregierung hat nahezu alle Bestände von Hessen Forst nach FSC zertifizieren lassen. Wir werden dem Landesbetrieb Hessen Forst künftig, im Rahmen ökologischer und ökonomischer Grundsätze, die Freiheit geben, neu zu entscheiden, welches Forstrevier nach FSC oder Alternativen zertifiziert wird. Ideologische Grabenkämpfe, die durch die zwanghafte FSC-Zertifizierung des Staatswaldes entstanden sind, wollen wir beenden. Auch das Ziel, 10 Prozent des hessischen Staatswaldes aus der forstwirtschaftlichen Nutzung zu nehmen und sich selbst zu überlassen, lehnen wir ab. Denn Untersuchungsergebnisse von Hessen Forst gemeinsam mit der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt in Göttingen haben sogar mittelfristig eine Verschlechterung der Artenvielfalt im stillgelegten Wald nachgewiesen.

Zum Cluster Forst und Holz in Hessen zählen über 57.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ca. 11.000 Unternehmen. Die Verwendung der Ressource Holz als nachwachsender Rohstoff und CO2-Speicher ist ein Beitrag zum Klimaschutz. Das Land Hessen sollte dieses vielseitige Potenzial nutzen, anstatt Holz aus anderen Bundesländern oder aus fernen Ländern zu importieren. Dazu wollen wir die Holzbau-Offensive in den nächsten Jahren mit Leben füllen und den Holzbau in Hessen voranbringen.

Pauschale Nutzungsverbote wie das Buchenmoratorium in FFH-Schutzgebieten lehnen wir ab. Die Nutzung von Holz in langlebigen Produkten ist ein wesentlicher Beitrag, den Hessens Wälder zur langfristigen Speicherung von CO2 leisten können. Das gelingt nicht, indem man die Bewirtschaftung weiter Teile der alten Buchenbestände aus der Nutzung nimmt. Daher werden wir das Buchenmoratorium aufheben und durch integrative Schutz- und Nutzkonzepte ersetzen. Die Verarbeitung und Verwendung von Laubholz wollen wir durch Anreize fördern.

Maßnahmen des Vertragsnaturschutzes, wie zum Beispiel Alt- und Totholzkonzepte, sind dabei effiziente und ökologisch wertvolle Anreize für Waldeigentümer. Wir wollen die Waldbesitzer beim Aufbau klimastabiler Mischwälder unterstützen. Auch im Staatswald werden wir Wiederbewaldung forcieren und dabei auf aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zurückgreifen.

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Jagd

Das Jagdrecht soll weiterhin Vertrauen in die Sachkunde und das selbst bestimmte Handeln von Jägerinnen und Jägern setzen sowie das Recht am Grundeigentum achten. Neben den berechtigten Interessen einer naturnahen Waldbewirtschaftung und der dafür notwendigen Regulierung der Wildbestände wollen wir auch zum Schutz gesunder Populationen räuberische und invasive Arten kontrollieren. Jägerinnen und Jäger leisten eine wertvolle Arbeit für die Gesellschaft. Wir lehnen es folglich ab, durch bürokratische Hürden, praxisfremde Verordnungen, unsachgerechte Abschusspläne oder Generalverdachte die Ausübung des Jagdhandwerkes zu erschweren. Gleichzeitig erkennen wir ausdrücklich an, dass Jägerinnen und Jäger nach einer umfangreichen und fundierten Ausbildung und einer staatlich vorgeschriebenen und anspruchsvollen Prüfung staatlich anerkannte Naturschützer sind. Jägerinnen und Jäger haben eine Fürsorgepflicht für ihr Revier, sie investieren private Mittel sowie Zeit in den Artenschutz, in Biotoppflege und die Erhaltung eines gesunden Wald- und Wildbestandes. Wir bekennen uns ausdrücklich zum Revierjagdsystem, das eine nachhaltige Form der Jagdausübung erst ermöglicht.

Um der genetischen Verarmung des Rotwildes entgegenzuwirken, sprechen wir uns gegen die Isolation in Rotwildgebieten und für regional übergreifende und zusammenhängende Rotwildregionen aus, z. B. durch Grünbrücken, die eine gesunde Population ermöglichen.
Das Jagdrecht ist in seiner heutigen Form als Ausfluss von freiheitlichen Bestrebungen seit 1848 an das Grundeigentum gebunden. Für uns Liberale ist das Recht am Eigentum einer der Kernwerte unserer Gesinnung und genießt in Deutschland grundgesetzlichen Schutz. Die Jagdpolitik muss sich an wissenschaftlichen Erkenntnissen orientieren und darf nicht ideologischem oder populistischem Aktionismus geopfert werden.

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Weidetierhaltung und Wolfsmanagement

Das unkontrollierte Wachstum der Wolfspopulation in Hessen ist nicht mit der Weidetierhaltung vereinbar. Mit Blick auf die Wildtiere und ihre natürlichen Wanderwege ist es nicht wünschenswert, immer höhere Zäune zu bauen. Der günstige Erhaltungszustand des Wolfs ist aus unserer Sicht in Hessen längst erreicht. Wir setzen uns für ein aktives Bestandsmanagement des Wolfs in Hessen ein, sobald der Bund die rechtliche Möglichkeit, wie bereits angekündigt, geschaffen hat. Dazu ist es zunächst notwendig, ein realistisches Bild über die in Hessen sesshaften Wölfe zu erhalten. Wir wollen das Wolfsmonitoring in Hessen professionalisieren und eine Populationsstudie in Auftrag geben. Problemwölfe müssen als solche benannt werden. Ihre Entnahme ist rechtlich bereits jetzt möglich.

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Ausgleich für Wildschäden in Landwirtschaft und Fischzucht

Wir begrüßen, dass inzwischen wieder Biber in Hessen leben. Da, wo es zu Konflikten zwischen Biber sowie Landwirtschaft und Fischzucht kommt, wollen wir Präventivmaßnahmen fördern und Ausgleichszahlungen ermöglichen. Eine Entnahme von Bibern bei hohen Schäden muss zukünftig möglich sein.

Saatkrähen verursachen mittlerweile ernstzunehmende Schäden an landwirtschaftlichen Kulturpflanzen. Im Gegensatz zu Rabenkrähen ist eine reguläre Bejagung aufgrund des europarechtlichen Schutzes der Saatkrähe nicht möglich. Bei akuten wirtschaftlichen Schäden durch Saatkrähen wollen wir Ausnahmegenehmigungen zum Abschuss unbürokratisch ermöglichen. Darüber hinaus setzen wir uns für Ausgleichszahlungen für betroffene Landwirte ein, die wirtschaftliche Schäden durch Saatkrähen in Kauf nehmen mussten.

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Fischerei

Wir wollen eine Fischerei, welche die Bestände erhält und den Natur- und Tierschutz sichert. Nachhaltige Angelfischerei in den Vereinen ist gelebter, praktischer Naturschutz und entsprechend anzuerkennen. Unsere Fischer pflegen Gewässer und arbeiten an deren ökologischen Aufwertung, sie haben daher die Unterstützung der Landesregierung verdient.

Die Erfordernisse der Binnenfischerei müssen bei der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie berücksichtigt werden. Wasserkraftwerke in natürlichen Flussläufen sollen die Laichwanderung nicht behindern. Den Einfluss von Wasserkraftanlagen auf die Fischpopulationen wollen wir erheben und bei Bestandsschädigung durch Umbau abhelfen, Neuanlagen dürfen nur unter der obigen Voraussetzung genehmigt werden.

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